Je geringer die relative Luftfeuchte (rF) schwankt, desto weniger verstimmt sich ein Flügel oder Klavier. Für Kielinstrumente, also Cembali und Spinette, gilt das in noch größerem Maße. Es wäre also für die Stimmhaltung dieser Musikinstrumente günstig, wenn im saisonalen Verlauf die rel. Luftfeuchte auf einem mittleren Niveau möglichst gleich bleiben würde. Tatsächlich aber kann sie beträchtlich schwanken: Ich habe in Leipzig schon feuchte Sommer erlebt, in denen zeitweise 80% rF zu messen waren. Umgekehrt gibt es kalte Winter, in deren Verlauf die rF in Innenräumen unter 30% sinkt.
Beide Extreme sind ungünstig und können sogar dauerhaften Schaden anrichten. Ein in einem feuchten Keller gelagertes Klavier kann von Schimmelpilzen befallen werden, die sich z. B. in Stockflecken äußern. In Filztuch gelagerte Mechanikachsen können schwergängig werden und klemmen. Die präzise justierte Regulation des Spielwerks kann sich verstellen. Am frühesten wahrzunehmen ist die Verstimmung. Alle Holzteile quellen in ihrer Dicke auf, deshalb verstärkt sich die Wölbung des Resonanzbodens. Damit steigt die Tonhöhe des Instruments an, allerdings ziemlich ungleichmäßig nach einem komplexen Muster: in der Mittellage mehr als in den Randlagen, bei den Tönen mit Blanksaiten (Stahlsaiten) mehr als bei mit Kupfer umsponnenen Saiten. Bei Saiten mit geringer Auslastung und/oder Dehnung (tiefste Blanksaiten) mehr als bei solchen mit hoher Auslastung/Dehnung (höhere Blanksaiten; umsponnene Saiten).
Wenn es draußen kalt ist, sinkt die rF in Innenräumen üblicherweise ab, besonders bei Zentralheizung (Konvektionswärme). Holzteile schwinden in ihrer Dicke. Deshalb können Schrauben locker werden, die Regulation sich in die andere Richtung verstellen und die Tonhöhe absinken. Noch problematischer sind Schäden an der akustischen Anlage, die als Risse im Resonanzboden und, besonders schlimm, im Stimmstock auftreten können. Reparaturen werden hier sehr aufwändig und sind deshalb oft, besonders bei alten Instrumenten, nicht mehr wirtschaftlich sinnvoll.
Grundsätzlich gilt: Die rel. Luftfeuchte zu erhöhen, ist leichter, als sie zu senken.
Um zu trockene Luft zu befeuchten, gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Wäsche im betreffenden Raum trocknen;
- Zimmerpflanzen halten;
- Luftbefeuchter/Luftwäscher betreiben;
- ein im Instrument installiertes Klimakontrollsystem betreiben.
Von einem Wäscheständer mit feuchter Wäsche verdunstet Wasser. Natürlich ist dies nur dann in er Wohnung empfehlenswert, wenn die rel. Luftfeuchte dort geringer als sonst ist. Und sehr viel bewirkt eine einzige Ladung Wäsche selbst in einer kleineren Wohnung nicht, sondern sie mildert Trockenheit hauptsächlich während der Zeit ab, in der die Wäsche noch feucht ist, also für ein paar Stunden bis etwa einen Tag.
Zimmerpflanzen, regelmäßig und pflanzengerecht gegossen, bewirken auch eine gewisse, kontinuierlichere Befeuchtung. Umso mehr, je mehr Pflanzen es sind.
Ein Luftbefeuchter/Luftwäscher kann geregelt und kontrolliert Wasser an die Luft verdunsten. Wenn er durch einen Hygrostaten ein- und ausgeschaltet wird und kein zu starker Luftaustausch besteht, ist dadurch eine ziemlich genaue Regelung der rel. Luftfeuchte möglich. Er muss regelmäßig (alle paar Tage bis wenige Wochen) mit Wasser befüllt sowie in größeren Abständen gereinigt werden.
Je größer ein Raum ist, desto mehr Feuchtigkeit muss verdunstet werden, um die rel. Luftfeuchte merklich zu erhöhen. Deshalb ist unter bestimmten, ungünstigen Bedingungen die Befeuchtung im Instrument die einzige Möglichkeit, für eine gewisse Konstanz zu sorgen. Klimakontrollsysteme halten die Luftfeuchte im Klavier bzw. an der Unterseite eines Flügels auf einem konstanten Niveau, regelmäßiges Nachfüllen des Wassertanks und Service vorausgesetzt.
Wenn Sie Fragen zum Raumklima bei Ihrem Instrument haben, berate ich Sie gerne.
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